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Die zwei Meierhöfe und der neue Gutshof

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1803 fallen alle kirchlichen Besitztümer an den preußischen Staat, 1803 wird diese Besitzübernahme durch den Reichsdeputatonshauptschluß amtlich (Säkularisation). Zu diesem Anlaß ist bei beiden Hamborner Höfen eine “Bestandsaufnahme” gemacht worden:

1. Meier Merten (Ottensmeyersches Colonat, Ottenshof)
7 Kühe
2 Pferde unter 3 Jahre
7 Pferde über 3 Jahre
30 Schafe
9 Schweine
1 Ziege
1 Morgen “freyndeliche” (abgabenfreie) Grundstücke
247 1/2 Hufen “contribuable” (abgabenpflichtige) Grundstücke
dazu 6 Hufen Garten.
 

2. Meier Meschede (Schultenhof)
1 Bullen
5 Kühe
2 Kälber
1 Pferd unter 3 Jahre
7 Pferde über 3 Jahre
50 Schafe
1 Ziege
200 Hufen “contribuable” Grundstücke
dazu 6 Hufen Garten.

Zu den Maßeinheiten: eine in Deutschland noch verbreitete Maßeinheit ist der Morgen, der heute überall 0,25 ha (also 2500 m²) entspricht und die Fläche beschreibt, die ein Bauer an einem Morgen (also bis zum Mittag) mit einem Pferd oder Ochsen und einem Zweischarpflug bearbeiten kann. Während des 20. Jahrhunderts wurde in der Landwirtschaft das Rechnen in Morgen und Zentner (Zent' weil 100 Pfund = 50 kg) bzw. Scheffel (50 l) von Hektar und Dezitonne/Doppelzentner (100 kg) abgelöst und steht vor der Umstellung auf Quadratkilometer und Tonne/Megagramm.
Als eine Hube (oder auch "Hufe") wurde seit dem Frühmittelalter ein Bauerngut oder Gehöft mit ausreichenden Acker- und Weideflächen bezeichnet, die eine Familie bearbeiten und sich davon ernähren konnte. Das Wort stammt aus dem Frankenreich des 8. Jahrhunderts (latein. huba) und wandelte sich um 1200 zur deutschen Hube (schwäb. hueb, huebm, hufe). Im Zuge der Kolonisierung wurde das Land zur Bewirtschaftung "verliehen", die bei der Rodung ursprünglich von Herrensitzen und Meierhöfen aus erfolgt war.
Im Laufe der Zeit - etwa ab dem 15. Jahrhundert - wurde aus der Hube eine Mischgröße aus Flächenmaß und Ertragfähigkeit des Bodens, von der auch die Steuern an die Grundherrschaft und allfällige Dienste abhingen.


Der Schultenhof besaß eine Schaftriftgerechtigkeit gegen 8 gute Groschen (zusammen mit dem Ottenshof). Er wurde ab 1674 bis zum Verkauf 1851 an Marianne v. Hartmann von der Familie Meschede geführt, deren Familiengeschichte durch die Borchener Kirchenbücher gesichert ist. Der Schultenhof wird oft als Hof ohne meierstättische Bindung erwähnt. 1832 umfasste er 306 Morgen, 68 Ruthen und 55 Fuß.
Im Jahre 1851 kaufte Familie Hartmann für 9000 Taler den Hof.
Im Jahre 1868 brannte der Schultenhof ab, wie auf einer erhaltenen Nachricht vom 8. 4. 1868 hervorgeht. Vermutlich war auch der Schultenhof gegen Feuer versichert (wie der Ottenshof). Der Brand wird auch der Auslöser gewesen sein, beide Höfe zu einem neu gebauten Gutshof zusammenzufassen. Dieser wird ab 1868 gebaut.

Der Ottenshof besaß zusammen mit dem Schultenhof eine Schaftriftgerechtigkeit gegen 8 gute Groschen. Er mußte 10 Fuder Dienstholz nach Paderborn liefern und durfte 10 Klafter kostenloses Brennholz aus dem Wald holen. Er war der Hof der Obödienz, zu der auch der Wald gehörte.
Der Ottenshof wurde von 1688 bis zum Jahre 1822 von der Familie Busch bewohnt, deren Ahnenreihe durch die Borchener Kirchbücher gesichert ist. am 31. 1. 1822 wurde der Hof zwangsversteigert. Carl von Hartmann erhielt für 6300 Reichstaler den Zuschlag. Er ersteigerte den Hof mit etwa 265 Morgen Land. Von diesen waren ehemals 175 Morgen dem Domkapitel meierstättisch, 20 Morgen waren ehemals domprobsteiliche Hube, 18 Morgen ehemals von Haxthausensche Hube, der Rest war zehntfrei. Die Abgabenpflicht für die ehemals kirchlichen Ländereien lag seit Auflösung des Fürstbistumg beim preußischen Staat.

Von 1840 existiert noch eine Versicherungspolice der Familie v. Hartmann über alle ihre Güter, darin ist der Hamborner Besitz mit einem Schweinestall, zwei Schafställen, einer Scheune und einem Wohnhaus angegeben. “20 Schweine und Ferkel davon” sowie in beiden Schafställen zusammen 600 “Schafe und Lämmer davon” werden hierbei erwähnt.

Die preußische Urkarte von 1830 zeigt beide Höfe. Auch die 1830 erstellte Flurkarte, die bis 1868 als Katastergrundlage diente, zeigt genau diese Bebauung. Der Ottenshof (schon im Besitz der Familie Hartmann) bestand aus 5 Gebäuden, deren Zuordnung nicht gesichert ist. Zwei große Gebäude begrenzten das Gebiet des heutigen roten Platzes nach Osten und Westen. Sie waren in Nord-Süd-Richtung gebaut. Zwei weitere kleine Gebäude schließen sich im Osten an, etwa dort, wo heute die alte (erste) Schule steht. Ein weiteres kleines Gebäude stand etwas weiter westlich zwischen dem heutigen Schloß und dem nördlichen Bergabhang gelegen. Die kleinen Gebäude sind wohl die Wohnhäuser. Auf dem Ottenshof lebte ja nicht nur der Bauer, sondern auch der Förster für den Obödienzwald. Beide waren Eigenbehörige des Domkapitels, also schollengebunden. (Eigenbehörigkeit ist eine abgeschwächte Form der Leibeigenschaft.)).
Der Schultenhof bestand bei Erstellung der Flurkarte (1830) aus 4 Gebäuden. Ein großen Gebäude befand sich im Bereich des heutigen Ulmenhauses, es war in Nord-Süd-Richtung gebaut. Ein weiteres großes Haus stand an der Straße (die auch damals schon etwa den heutigen Verlauf hatte) etwa gegenüber den heutigen Kinderheim. Es hatte Ost-westliche Ausrichtung. An der südwestlichen Ecke schloß sich ein kleineres nach Süden langgestrecktes Gebäude an, ein weiteres kleines Gebäude stand etwa dort, wo heute Haus Nr. 4 steht.
Der Schultenhof erfuhr mehrere Änderungen, in der ersten Flurkarte ist eine dokumentiert:

 



Die gegenüber dem heutigen Kinderheim stehenden zwei angrenzenden Gebäude sind später als nicht mehr bestehend in der Karte markiert. Ob sie im Rahmen einer Hofvergrößerung abgebaut wurden oder ob sie abgebrannt sind weiß man nicht. Jedenfalls wurden zwei neue, größere Gebäude in die Flurkarte aufgenommen. Eines steht parallel zum östlichen großen Gebäude des Ottenshofes auf anderen Straßenseite (etwa wo heute die naturwissenschaftlichen Gebäude der Schule stehen). Von dort wurde ein langgestrecktes Gebäude bis zum dritten großen Gebäude (beim heutigen Ulmenhaus) gebaut.
Beide Höfe waren mit Gemüse- und Obstgärten umgeben. Ackerland war in dem Feldhandriß (einzusehen im Katasteramt Paderborn) eingetragen für den Ottenshof  in dem Bereich, wo später die zwei Arbeiterhäuser gebaut wurden, der Schultenhof hatte Ackerland dort, wo heute Haus und Garten Ressel sind. Weitere Bodenflächen der Höfe sind in den umliegenden Fluren zu finden, so war z. B. der gesamte Berghang, wo heute die Reha-Klinik steht, als Flur “Sonder” Ackerland und noch überhaupt nicht bewaldet.

Eine weitere Flurkarte wurde im Jahre 1868 eingerichtet (“Die Übereinstimmung dieser Karte mit der gleichnamigen Originalkarte wird bescheinigt. Minden, den 2. Juli 1868, Königliche Kataster-Inspection”), sie ist bis zum Jahr 1951 fortgeschrieben worden und dann am 30. Oktober infolge der Aufstellung des neuen Liegenschaftskatasters außer Gebrauch gesetzt worden. Vom Ottenshof bestehen 1868 nur noch 4 Gebäude, das mittlere große Gebäude ist nicht mehr eingetragen. Der Schultenhof  besteht 1868 noch in der zuletzt beschriebenen Form, brennt aber im gleichen Frühjahr ab (eine entsprechende Benachrichtigung befindet sich im Archiv des Altertumvereins in Paderborn). Die Gebäude werden in der neu erstellten Karte auch als nicht mehr existent markiert. Nur das kleinste Gebäude scheint den Brand überstanden zu haben, jedenfalls finden sich keine roten Kreuze auf der Karte.
Dann sind deutlich zwei Bauphasen erkennbar, wobei nicht deutlich wird, welche zuerst gewesen ist. In einer ersten Phase werden eingezeichnet: Das ursprüngliche Schloss (der Ostflügel), Kinderheim (Verwalterhaus), Ulmenhaus, eine Gutskapelle (am Ort der heutigen Schreinerei), die beiden Talhäuser und ein großes Gebäude etwa an die Stelle, wo der Schultenhof schon sein größtes Gebäude hatte.
In einer zweiten Phase werden folgende Gebäude in die Karte eingezeichnet: Der Gutshof mit Pferde, Schweine und Kuhstall noch ohne Schmiede aber mit Schafstall und alter Schreinerei. Dazu das Gutshaus und ebenfalls ein großes Gebäude etwa an der Stelle, wo der Schultenhof schon sein größtes Gebäude hatte. Dies wird eine Scheune gewesen sein. Am 18. Juni 1908 brennt die Scheune nieder. Die Dorfchronik meldet: “Am 18 Juni brannte auf dem Guth Hamborn eine Scheune bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Feuer wurde Abends 11 Uhr bemerkt. Die Entstehungsursache ist nicht ermittelt.” Am 10 Oktober 1911 brennt wieder eine Scheune ab, das wird dieses einzeln stehende, neu errichtete Gebäude gewesen sein. Die Dorfchronik meldet: “Am 10. Oktober Nachts zwischen 10-11 Uhr brannte auf dem Guth Hamborn eine Scheune bis auf die massiven Umfassungsmauern nieder. Die Scheune war mit Erntevorräten gefüllt. Die Entstehungsursache des Feuers ist nicht ermittelt worden. Dieselbe Scheune ist noch am 18 Juni 1908 ebenfalls Nachts abgebrannt.” Rittergutspächter Josef Fecke erhält (für den Scheuneninhalt) von der Deutschen Phönix Versicherung 15218,20 Mark. Auf den Bescheid schreibt der Amtmann der Gemeinde Borchen noch handschriftlich die Notiz: “Nachricht daß das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft noch schwebt.” Heinrich Freiherr von Droste-Hülshoff erhält als Besitzer der Scheune von der Gothaer Versicherung 15253 Mark. Die Scheune ist wohl nach dem Brand 1908 wieder errichtet und von der baulichen Ausrichtung an den nun vorhandenen Gutshof angepasst. Diesen Schluss lässt die Katasterkarte zu. Nach dem erneuten Brand 1911 wird keine Scheune mehr errichtet. Bemerkenswert, dass von dieser dreifachen Überbauung heute nichts mehr erhalten ist.  Mit dem erneuten Bau wurde auch das letzte kleine Gebäude des Schultenhofes überbaut, das also spätestens hier nicht mehr existiert. Auch die Gebäude des Ottenshofes werden als nicht mehr existent markiert, nur das kleine Gebäude nördlich des Schlosses bleibt in der Karte bestehen. Der Erdkeller, der dem Schloss als Kühlschrank diente (mit Stangeneis) und heute von der Gärtnerei genutzt wird, ist kein Bestandteil eines früheren Gebäudes. Die Remise (später Lindeneck) scheint später hinzugekommen zu sein. Im Bereich des heutigen Spielplatzes wird ein kleines Gebäude errichtet und später wieder als nicht existent markiert.
Die Aussagekraft der Karte bleibt etwas vage, zumal die Schmiede nicht eingezeichnet ist, wohl aber das Gartenhaus. Es ist also davon auszugehen, daß die Aktualisierung nicht immer regelmäßig geschah.

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