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Die Geschichte des Ladens

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von Reinhard MatthÀus

In den 70-iger Jahren lebten in Hamborn nur halbsoviele Menschen wie jetzt, (die ”Neue Schule” wurde 1975 gebaut, die neuen HeimhĂ€user und das Altenwerk 1979). Mit den Bewohnern des Altenwerks und einigen neuen Erziehern wurde die Frage laut ausgesprochen: Könnten wir in Hamborn nicht besser und leichter mit gesunden Nahrungsmitteln versorgt, werden?
Dazu muß erklĂ€rt werden:
In der GĂ€rtnerei verkaufte Frau Gutsch damals dienstags und donnerstags je 1-2 Stunden was sie hatte und soweit es reichte  (und es reichte immer weniger ). Dort bekam man auch das Obst von Herrn Lutzke.
Die BĂ€ckerei, damals von Herrn LĂŒbbemeier betrieben, verkaufte Freitagnachmittag Brot, Mehl, Brötchen und wenn er Hilfe hatte, sogar Kuchen. Da alle Kunden auf einmal kamen, gab es immer lange Schlangen. Herr Seibel aus Paderborn verkauft Reformwaren ebenfalls freitags von 1/2 5 - 6.00 Uhr; so ging man nach der BĂ€ckerei dorthin und wartete oft nochmal. Das ”Reformhaus” war ĂŒbrigens in einer alten KĂŒche untergebracht, etwa dort, wo jetzt das Körnerregal im Natura-Laden steht, dahinter war ein Möbellager. Alle RĂ€ume waren sehr lange nicht mehr renoviert worden.
Manchmal in der Adventszeit kam Bauer Drake und bot biologische Apfelsinen und Trockenobst an. Vom neuen Gutshof konnte man Weizen und Roggen zentnerweise holen.
Herr Wendt — aus der Verwaltung - hĂ€ngte im Herbst eine Liste aus, um Einkellerungskartoffeln sackweise zu bestellen. Ähnlich ging es mit Haferflocken. Neutral-Seife und Haka-Waschmittel war wieder eine getrennte Initiative etwa 3 x im Jahr.
Es kleckerte da also schon eine ganze Menge, aber unregelmÀssig und viel zu aufwendig und viele Dinge bekam man nicht einmal in Paderborn.
1900 erreichte auch uns die Welle der AlternativlĂ€den: Mal wurde im GĂ€rtnereiverkaufsraum, spĂ€ter in der BĂ€ckerei ein Regal aufgestellt mit Getreideprodukten, Rosinen, Babykost, allmĂ€hlich kam einiges dazu. 1981 gab es dann auf zwei großen Versammlungen den deutlichen Impuls, einen richtigen Laden zu grĂŒnden. Am 7.11.1981 trat die Ladeninitiative zusammen, anfangs etwa 40 spĂ€ter noch etwa 25 Personen. Etwa 7 Personen bildeten den Ladenkreis, den Kern fĂŒr die GrĂŒndung und FĂŒhrung des Ladens. Etwas spĂ€ter zog die Post in das Ulmenhaus um, so daß der Raum (1/4 der jetzigen Natura) fĂŒr den Laden frei wurde. Eröffnung - nach vielen Verzögerungen — am l0. November 1982. Dreimal in der Woche wurde 1-2 Stunden verkauft; Umsatz pro Woche ca. 1.200,-- DM. Es lief alles allzu provisorisch, aber der Anfang war gemacht.
Was hatten wir vor? Den Impuls von Hamborn, nĂ€mlich Anthroposophie auf die Erde zu stellen, die PĂ€dagogik, Pflegerisch-Medizinisches und gesunde Erde, gesunde ErnĂ€hrung, wollten wir in dieser Weise stĂŒtzen. In den Prospekten vom Heim z.B. stand, daß, soweit möglich, mit biologisch-dynamischen Erzeugnissen gekocht wird. Das sollte allen Hambornern und den Interessierten der Umgebung ermöglicht werden. Wolle sollte in das Programm und die Erzeugnisse aus den heilpĂ€dagogischen WerkstĂ€tten, einschlĂ€gige BĂŒcher...
Die großen KĂŒchen sollten zu Engros-Preisen versorgt werden und die Erzeugnisse der Hamborner Betriebe mit Vorrang ins Angebot kommen. Um das ErnĂ€hrungsbewußtsein zu haben, mußten VortrĂ€ge usw. veranstaltet werden.
Der Laden wĂŒrde einmal selbstĂ€ndig in der Verantwortung des Ladenkreises (also unabhĂ€ngig vom großen Topf der großen Verwaltung) von einem GeschĂ€ftsfĂŒhrer gefĂŒhrt werden. Anfallende Gewinne mĂŒĂŸten als Spende Hamhorn zufließen. Und die soziale Dreigliederung sollte wenigstens im Ansatz hinein, also wenigstens das assoziative GesprĂ€ch zwischen Erzeuger—HĂ€ndler—Verbraucher gesucht werden. Gerade dieses will uns aber am wenigsten gelingen: Warum ergreifen unsere KĂ€ufer nicht ihre Rechte und Pflichten als bewußte Konsumenten?
Noch etwas gehörte zu den Zielen: Es sollten, soweit möglich, Kinder ”mitarbeiten”‚ weil sie da vieles lernen und echt helfen können, vielleicht auch GĂ€ste aus dem Sanatorium.
Aber zurĂŒck zur Geschichte.
Der kleine Laden wurde sehr gut angenommen und damit traten zunehmend die SchwÀchen dieses Provisoriums in den Vordergrund.
Und so waren wir heilfroh, als sich im Mai 1983 Herr Tessin auf unsere Annonce spontan meldete. Von nun an ging es (einschließlich Verzögerungen) sehr flott voran: Der Laden sollte erweitert, das Stockwerk renoviert werden. Dazu mußte der Verkauf in das GĂ€rtnerhaus verlegt werden, ebenso die Milchausgabe.
Im Oktober 1983 waren Tessins in das Gutshaus eingezogen, nachdem sie ihre eigene Firma in Hamburg verkauft hatten. Die Verfassung des Ladens war geboren und in Form gebracht, VertrÀge aufgesetzt und unterzeichnet.
Am 14. November 1983 konnte endlich die Neueröffnung in einer angemessenen RÀumlichkeit und Ausstattung stattfinden.
Das Angebot in den Regalen war noch etwas breit ausgelegt, aber das Ànderte sich rasch mit der zunehmenden Kundenzahl.
Der Umsatz stieg und die Arbeit konnte von den vielen ehrenamtlichen Helfern so nicht weiter geleistet werden.
Im September 84 kam Frau Rochlitz dazu, im September 85 Herr Schmal. Frau Fiedler hatte schon in der ersten Phase die Versorgung der Gruppen ĂŒbernommen. Mit dem Erfolg wuchs die Arbeit und so wurden wir sehr besorgt, als Herr Tessin im April 85 erkrankte und Ende 86 erklĂ€rte, daß er aufgeben mĂŒsse. Der unermĂŒdliche Einsatz - oft noch spĂ€t in der Nacht - und all die Schwierigkeiten, die zu Hamborn halt, auch gehören, haben die KrĂ€fte von Tessins vorzeitig verbraucht.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich all den vielen Helfern, die GrĂŒndung und Aufbau unseres Ladens ĂŒberhaupt ermöglichten, im Namen des Ladenkreises von Herzen danken. In diesen Dank sind ganz besonders das Ehepaar Tessin eingeschlossen mit der Hoffnung, daß sie sich bald erholen und uns weiterhin verbunden bleiben. Familie Mentzel, unsere neuen LadenhĂŒter, wĂŒnschen wir Kraft, Erfolg und gute Aufnahme in Hamborn.

(Dieser Text erschien Johanni 1987 in einer Natura-Sondernummer der Hamborner Publikation “Rund um den Schloßberg)

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